Vereinschronik

Ein Blick zurück...

Im April 1876 beschlossen sieben junge Turner des damals bestehenden Turnvereins Methler, in Kaiserau einen eigenen Turnverein zu gründen. Bei der Gründungsversammlung war der Zuspruch so riesig, dass der Luegsche Saal, später Haus Sorge, überfüllt war und die eigentliche Gründungsversammlung erst eine Woche später stattfinden konnte.

Im November des gleichen Jahres fand bei der Gründungsfeier bereits die Fahnenweihe statt. Die finanziellen Mittel waren aus eigener Kraft und Spenden aus milder Hand zu erbringen.

Innerhalb von nur zwei Jahren hatte der TVG sich gut entwickelt, dann aber von schweren Schicksalsschlägen getroffen, stark zu leiden. Zunächst geriet die Zeche Kurl, die Arbeitsstätte der meisten Mitglieder, unter Wasser. Etliche Mitglieder verloren dadurch ihren Arbeitsplatz und ihren Lebensunterhalt. Durch einen Brand wurde außerdem das Vereinslokal vernichtet. Der Verein verlor sein gesamtes Inventar und sein gesamtes Vermögen. Wie durch ein Wunder wurde lediglich die Vereinsfahne gerettet.

Die turnerischen Aktivitäten kamen völlig zum Erliegen. Nach einem Jahr konnte die Arbeit auf der Zeche Kurl wieder aufgenommen werden. Die Mitglieder kehrten zurück und im neuen Vereinslokal Ostermann, später Schmelzer, wurden die sportlichen Aktivitäten und der Verein wieder in Schwung gebracht.

Nach nur wenigen Jahren brannte auch der Saalbau Schmelzer nieder. Der TVG stand erneut vor dem völligen Nichts. Die Turner ließen sich jedoch nicht entmutigen und wagten wieder einen Neuanfang. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Der TVG war binnen kurzer Zeit so erfolgreich, dass Mitglieder und Gruppen des Vereins neben der Arbeit im eigenen Verein, in Nachbargemeinden bei der Gründung neuer Vereine Unterstützung und Hilfe leisteten.

Im Juni des Jahres 1901 wurde das 25-jährige Bestehen gefeiert. Bergwerksdirektor Springorum, der mit mehreren Beamten erschienen war, überreichte als Zeichen der Verbundenheit eine neue Vereinsfahne. Trotz mancher Hemmnisse ging es ständig aufwärts im Verein, bis der erste Weltkrieg 1914 bis 1918 einen tiefen Einschnitt brachte. 32 Vereinsmitglieder verloren ihr Leben.

Nach 1920 war der TV Germania Kaiserau sehr erfolgreich. Der Ruhm drang weit über die Grenzen des Kreises hinaus. Eine besondere Ehre für den Verein war die Einladung der Stadt Dortmund im Jahre 1925 zur Einweihung der Westfalenhalle an die Pyramiden-Riege des TVG, des Bundes-meisters von Rheinland-Westfalen.
1926 wurde das 50-jährige Bestehen gefeiert. Zur Feier gab es wieder eine neue Fahne, die erneut durch einen nennenswerten Betrag der Zeche Kurl angeschafft werden konnte. " Wer seinen Körper stählt, pflegt seine Seele", dieser Spruch von Turnvater Jahn ziert die neue Fahne.

Die Pyramiden-Riege errang im Laufe der folgenden Jahre mehrere Meisterschaftspreise und zwei vom Bund ausgesetzte Wanderketten. Die Herrenriege stand an der Spitze der besten Vereine in der Freien Deutschen Turnerschaft. Außer vielen ersten Preisen brachten sie von zahlreichen schweren Wettkämpfen eine Kreis- und eine Bundesmeisterschaft heim.
Neben den Mannschaftsriegen waren auch viele Einzelturner erfolgreich und haben manchen Preis errungen.

 

Eine schwere Krise traf den Verein durch die Stillegung der Zeche Kurl. Wegen finanzieller Schwierigkeiten mussten viele Mitglieder den Verein verlassen, obwohl Arbeitslose vom Mitgliedsbeitrag befreit wurden. 1936 stieg die Zahl der arbeitslosen Mitglieder auf 60 % an. Die Mitgliederzahl sank von 220 im Jahre 1921 auf 100 im Jahr 1936 ab. Die Führung des Vereins geriet dadurch jedoch in eine große Notsituation und das Weiterbestehen des Vereins war mehr als gefährdet.

Nur durch große Opfer und den Zusammenhalt der verbliebenen Mitglieder gelang es den Fortbestand des Vereins zu sichern. Der anschließende Aufschwung dauerte nur kurze Zeit.

 

Der zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 erschütterte wieder einmal die Vereinsgeschicke. Erneut verloren viele Mitglieder ihr Leben.

Nach dem zweiten Weltkrieg standen die verbliebenen alten Sportler zusammen mit jungen Kräften bereit zu einem abermaligen Wiederaufbau. Am 27.01.1946 fand die erste Mitgliederversammlung nach dem zweiten Weltkrieg statt.

Das Vereinsvermögen war durch die allierte Militärregierung beschlagnahmt, also hieß es wieder bei Null zu beginnen. Die Trainingsmöglichkeiten waren spärlich, dennoch wurde schon bald mit der Teilnahme an Wettbewerben und Turnfesten begonnen.

Bereits 1949 wurden bei auswärtigen Veranstaltungen hervorragende Plätze belegt.

1950 wurden bei verschiedenen Turnfesten 51 Titel errungen.

Am 05.08.1951 wurde das 75-jährige Vereinsjubiläum gefeiert und in den darauf folgenden Jahren reiht sich Erfolg an Erfolg.

1964 wird das Haus der Jugend fertiggestellt. So konnte durch die Schaffung neuer Wettkampfstätten die äußerst schlechte Trainingssituation deutlich verbessert werden. Die daraufhin erzielten neuen Erfolge bringen neue Popularität und immer neue Mitglieder, neue Gruppen entstehen und neue Abteilungen werden gegründet. Beim TVG werden die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt und die Gegebenheiten den veränderten Bedürfnissen angepasst.

1969 wird eine Leichtathletikabteilung unter dem neuen Übungsleiter Jacob Nyenhuis gegründet.

Am 1. Mai 1973 findet der 1. Kamener Volkslauf statt. Heute ist der Kamener Volkslauf eine anerkannte, feste Größe von hohem Rang. Mit internationaler Beteiligung ist er weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und wegen der guten Organisation und der ausgezeichneten Streckenführung sehr beliebt. Im Jahr 2001 fand der Kamener Volkslauf bereits zum 28. mal statt.

Zwei weitere Sportler, Helmut Blecher und Werner Herrmann, erwarben 1975 die Übungsleiterlizenz.

Das 100-jährige Vereinsjubiläum im Mai und Juni 1976 erstreckte sich über mehrere Wochen und wurde zu einem wahren Volksfest. Unter Beteiligung vieler Vereine und mehrerer Musikzüge und Musikkapellen wurde das Jubiläum zu einem unvergesslichen Ereignis.

1976 führt die große Nachfrage nach Aerobic zur Gründung einer neuen Frauengruppe unter Leitung von Karin Hill.

1977 wird die Volleyballabteilung gegründet. Im selben Jahr erwirbt Bärbel Wächter die Übungsleiterlizenz.

Am 26.11.1978 ist der TVG Ausrichter des dritten Wertungslaufs des Europa-Cup-Laufes. Im gleichen Jahr finden sich 28 junge Mädchen zu einer Fußballgruppe zusammen.

1984 wurde die erste Kamener Triathlonveranstaltung ausgerichtet. Für diese Veranstaltung gilt das gleiche wie für den Kamener Volkslauf. Die Kamener Triathlonveranstaltung ist längst zu einer festen Größe geworden. Aber nicht nur sie zeichnet sich durch ausgezeichnete Qualität und stets hohe Beteiligung aus, auch die Triathlethen des TVG sind ebenfalls sehr erfolgreich. Ihnen gelang in der Saison 1996 der Aufstieg in die zweite Bundesliga-West.

1984 ist ein sehr erfolgreiches Jahr neben der ersten Triathlonveranstaltung erfolgt die Eingliederung der Basketballabteilung, die zuvor unter CVJM-Dach selbständig war. Eine Bahnengolfabteilung wird unter der Leitung von Heinz Gelhaus eingerichtet. Unter der Leitung von Werner Herrmann wird außerdem die Männergruppe über 50 gegründet.

1985 erfolgt die Gründung der Handballabteilung. Die Völkerballabteilung ist äußerst erfolgreich, ebenso die Faustballgruppe.

1986 entsteht die Gruppe, Frauen über 50, unter der Leitung von Christa Herrmann.

Am 17.1.1987 erhält der TVG die vom Bundespräsidenten verliehene Sportplakette nebst Urkunde.

1996 wird die Leichtathletikgruppe unter der Leitung von Gabi und Dieter Amsberg gegründet.

1999 die Gruppe Hallenbosseln oder Curling unter der Leitung von Horst Nordmann.

2015 die Bouleabteilung, mit z.Zt. drei Bahnen.

Als jüngstes Kind der TVG - Familie hat sich 2015 die Bouleabteilung gegründet! Es ist zu erkennen, das nicht nur der Leistungssport sondern auch der Breiten- und Freizeitsport einen breiten Raum im großen TVG- Programm einnimmt. So hat sich der TVG in den letzten Jahren zum Mitgliederstärksten Verein in Kamen entwickelt.

Turnen für Mutter und Kind, Kinderturnen, mehrere Frauen- und Männergruppen, Sport für Senioren, Jazztanz, Boule, Leichtathletik für Mädchen und Jungen sowie Sportabzeichentreffs runden das breitgefächerte Programm ab.

Für die veränderten Bedürfnisse und das umfangreiche Programmangebot sind die Trainingsmöglichkeiten inzwischen leider nicht mehr in dem notwendigen Umfang gegeben. Die Erweiterung der Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten ist daher heute ein dringendes Anliegen unseres Vereins. So können verschiedene neue Sportarten, für die rege Nachfrage und großes Interesse besteht, wegen fehlender Trainingskapazität gar nicht erst eingerichtet werden. Aber selbst die bestehenden Gruppen müssen ständig improvisieren um wenigstens ein Minimalpensum zu erreichen.

Trotz dieser Probleme ist der TVG bis jetzt weiterhin erfolgreich und erfreut sich großer Beliebtheit, welches sich an den ständig steigenden Mitglieder- zahlen deutlich ablesen lässt. Hoffen wir, dass der TVG auch zukünftig seine Aufgaben im Rahmen des Sports zum Wohle unserer Gesellschaft, zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt, erfüllen kann.

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